ཆོས་
Drikung Namtschak Mebar Dzong
Den Schwerpunkt des buddhistischen Zentrums Drikung Namtschak Mebar Dzong in Staufenberg / Mainzlar bildet die Erhaltung, Übertragung, Lehre und Praxis des einzigartigen Dzogchen-Zyklus Damtschö Gongpa Yangsab („Die äußerst tiefgründige Vision des erhabenen Dharma“). Es ist damit das einzige Zentrum weltweit, das sich auf diese Lehren und Praktiken des Dzogchen (spr. Dsogtschen) spezialisiert hat.
Drikung Namtschag Mebar Dsong wurde von Lho Ontul Rinpoche gegründet, der 2002 begann, dort den Yangsab zu übertragen und zu lehren. In den letzten 10 Jahren wurde er hierbei von seinem Sohn Ratna Rinpoche begleitet und unterstützt. Ratna Rinpoche wird uns auch zukünftig besuchen und die Aktivitäten seines Vaters fortführen.
- Drikung Kagyü
Der in Tibet praktizierte Buddhismus ist komplex. Er teilt sich in verschiedene Schulen mit je etwas unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen hinsichtlich der Philosophie und Praxis. Eine erste Unterteilung ist die in Nyingma, die Schule der alten Übersetzung (tantrischer Texte), die auf Padmasambhava zurückgeht, und Sarma, die Schulen der neuen Übersetzung, die ab dem 10. Jahrhundert auf der Grundlage später eingeführter Tantras entstanden sind. Basierend auf dieser Unterteilung entstanden folgende Schulen:- Nyingma
- Sakya
- Kagyü
- Jonang
- Gelug
- Dzogchen (sktr. Maha Ati) in der Drikung Kagyü Tradition des tibetischen Buddhismus
Der Lehr- und Praxiszyklus des Damtschö Gongpa Yangsab („Die äußerst tiefgründige Vision des erhabenen Dharma“), kurz: Yangsab, verkörpert die Essenz der tantrischen Lehren. Die darin enthaltenen Dzogchen-Lehren sind einzigartig innerhalb der Drikung-Schule. Er ist verbunden mit den Lehr- und Praxiszyklen der Nyingtigs.
Im achten Jahrhundert wurde Padmasambhava, von den Tibetern respektvoll als Guru Rinpoche („kostbarer Lehrer“) bezeichnet, von König Trisong Detsen nach Tibet eingeladen und gründete dort das Samye-Kloster. Der Sohn des Königs, Prinz Mutik Tsenpo, erhielt von Guru Rinpoche die Yangsab-Ermächtigungen und -Anweisungen. Aufgrund weltlicher Verpflichtungen hatte er wenig Zeit für Dharmapraxis und Guru Rinpoche wies ihn daher an, die Praxis niederzuschreiben. Diese Texte wurden daraufhin von Guru Rinpoches Gefährtin Yeshe Tsogyal als Schatztext (Terma) verborgen. Dieses Terma wurde später vom 17. Linienhalter der Drikung-Schule, dem Tertön Gyalwang Rinchen Phuntsog (1509-1557), entdeckt und wird seitdem ununterbrochen in der Drikung-Linie weitergegeben.
Glossar
Der Yangsab ist ein Terma des tantrischen Buddhismus, das Lehren und tantrische Praktiken enthält, die sich auf Dzogchen, den Zustand der Großen Vollendung beziehen.
- Tantra
Der Terminus Tantra (sktr. Gewebe, Kontinuum) bezeichnet im Buddhismus eine Schriftengattung, in deren Mittelpunkt die Frage steht, was der Geist und die wahre Natur der Wirklichkeit ist, wie diese miteinander verbunden sind und auf welche Weise ein Zustand der Ungetrenntheit zwischen den beiden herzustellen ist. Diese Tantras sind in verschiedene Kategorien mit je unterschiedlichen Sichtweisen und Methoden unterteilt. Neben drei Klassen von äußeren Tantras gibt es das höchste Yogatantra (sktr. Anuttarayogatantra), das nach dem alten Klassifikationssystem der Nyinmapas unterteilt ist in die Kategorien Mahayoga, Anuyoga und Atiyoga (tib. Dzogchen). Ihre Lehren und Praktiken werden durch eine:n mit ihnen vertraute:n und dazu autorisierte:n spirituelle:n Lehrer:in (sktr. Guru, tib. Lama) im Rahmen eines Ermächtigungsrituals oder auch in einer persönlichen Lehrer- Schüler-Beziehung übertragen. - Terma
Terma bedeutet Schatz. Als Padmasambhava im 8. Jahrhundert nach Tibet kam und den tantrischen Buddhismus lehrte, versteckte er mit seiner spirituellen Gefährtin, der großen Yogini Yeshe Tsogyal, Lehren und Praktiken für zukünftige Generationen von Praktizierenden als Schätze, die Jahrhunderte später von Schatzfindern, sogenannten Tertöns, Praktizierenden höchsten Ranges, bis in die Gegenwart wieder enthüllt wurden - Dzogchen (Atiyoga, Maha Ati)
Dzogchen (rdzogs chen) bedeutet „Vollkommenheit“, „Vollendung“ oder „Erfüllung“ (rdzogs), die „vollständig“ oder „groß“ (chen) ist, wörtlich also „Große Vollendung“. Dieser Terminus bezeichnet einen besonderen geistigen Zustand der Befreiung, Vollständigkeit und Nichtdualität, der befreit ist von den leidhaften Verwirrungen Samsaras. Die Praktiken des Maha- und Anuyoga führen hin zur Erfahrung und Stabilisierung dieses Zustandes. - Nyingtig
Dieser Terminus bedeutet „Herzessenz“ (der Dzogchen-Lehren) und bezeichnet mehrere grundlegende Sammlungen aus Lehren und Praktiken, deren zentrales Thema die Verwirklichung des Zustandes von Dzogchen ist, sowie im Kontext spiritueller Texte auch diesen Zustand selbst. Die ältesten Nyingtigs wurden von den Meistern Vimalamitra und Padmasambhava in Tibet eingeführt, nämlich das vorwiegend an Gelehrte gerichtete Vima Nyingtig (von Vimalamitra) und das stärker Erfahrungsorientierte Khandro Nyingtig (von Padmasambhava) für Yogis. Im 14. Jahrhundert verfasste der der Meister Longchen Rabjampa (kurz: Longchenpa) zu diesen Originaltexten tiefgründige Kommentare, alles zusammen bekannt als Nyingtig Yabshi („Die vier Teile des Nyingtig“): Vima Nyingtig / Lama Yangtig, Khandro Nyingtig / Khandro Yangtig. Im Lauf der darauf folgenden Jahrhunderte wurden noch weitere Nyingtigs in Tibet eingeführt. Insgesamt ergibt sich die folgende Liste:- Vima Nyingtig
- Khandro Nyingtig
- Chetsun Nyingtig
- Gongpa Zhangtal
- Kadak Rangjung Rangshar
- Gongpa Yangdü
- Yangtig Nagpo
- Ati Zabdön Nyingpo
- Karma Nyingtig
- Longchen Nyingtig
- Ösel Nyingtig
- Dorsem Nyingtig
- Tsogyal Nyingtig
Zudem gibt es das Yuthok Nyingtig, das sich an Yogi-Ärzte richtet und die spirituelle Seite der Medizin darstellt. Der Yangsab basiert auf dem Khandro Nyingtig.
བྱང་སེམས་
Wenn der bloße Gedanke anderen zu helfen überragender ist als die Verehrung aller Buddhas, ist es unnötig zu erwähnen, wie großartig das Streben nach dem Glück und Wohlergehen aller fühlenden Wesen ohne Ausnahme ist.
Bodhicharyavatara